Die Rolle der Begleitperson in der hausärztlichen Sprechstunde. Ein Vergleich zwischen begleiteten Patienten mit und ohne türkischen Migrationshintergrund

Dissertation von Franziska Randerath (geb. Groß)
Betreuung: Stefan Wilm / Heiner Fangerau / Vera Kalitzkus (ifam)
Zur Begleitung von Patient:innen in deutschen hausärztlichen Praxen existierten bisher keine Studien. Ziel dieses Forschungsprojekts war es, die Rollen und Motive für die Mitnahme einer Begleitperson sowie soziodemografische Daten der Patient:innen und ihrer Begleitpersonen zu untersuchen, sowie die Häufigkeit einer Begleitung in die hausärztliche Sprechstunde zu erfassen. Dabei wurden Unterschiede zwischen Patient:innen mit einem türkischen Migrationshintergrund und Patient:innen ohne Migrationshintergrund untersucht.

Promotionspreis FAME 2024: Dr. med. Franziska Randerath erhält mit ihrer Dissertationsschrift den mit 2.500,- € dotierten Preis der Stiftung Perspektive Hausarzt. Wir gratulieren!

Veröffentlichung:
2022. Franziska Randerath. Die Rolle der Begleitperson in der hausärztlichen Sprechstunde aus Sicht von Patientinnen und Patienten mit einem türkischen Migrationshintergrund und ohne einen solchen im Vergleich. Eine explorative Studie. Düsseldorf: Dissertation. https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-67724/Dissertation%20Franziska%20Randerath%20finale%20Fassung%20.pdf

2018. Franziska Groß, Vera Kalitzkus, Stefan Wilm. Die Rolle der Begleitperson in der hausärztlichen Sprechstunde – Begleitete Patienten mit und ohne türkischen Migrationshintergrund im Vergleich. Eine explorativ-qualitative Befragung. Vortrag auf dem 52. DEGAM Kongress. Innsbruck (AU): 14. September 2018. DOI: 10.3205/18degam022

Präferenzen der Bevölkerung für die Versorgung von Familienmitgliedern in derselben Hausarztpraxis in Deutschland

Vera Kalitzkus, Stefan Wilm, Daniel Kotz, Sabrina Kastaun
Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt „Familienmedizin“, „Suchtforschung und klinische Epidemiologie“, „Patient-Arzt-Kommunikation“, Centre for Health and Society, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf

Die Versorgung mehrerer Familienmitglieder in einer Hausarztpraxis ist ein besonderes Merkmal der Allgemeinmedizin. Bisher lagen jedoch keine validen und repräsentativen Daten darüber vor, ob die Bevölkerung dies auch wünscht. Wie hoch ist die Präferenz in der Bevölkerung Deutschlands für die Versorgung mehrerer/aller Familienangehöriger in einer Hausarztpraxis? Sind sozio-demographische Personenmerkmale, Haushaltsnettoeinkommen, städtisches/ländliches Setting, Migrationshintergrund oder Haushaltsgröße mit dieser Präferenz assoziiert?

Methoden: In einer repräsentativen Bevölkerungsstudie wurde im August/September 2020 eine Frage zur Präferenz der Versorgung von Familienmitgliedern in einer Hausarztpraxis beigefügt (n=2017 Befragte ab 14 Jahren). Die Studie erhebt Daten mittels persönlich-mündlicher Interviews. Die Präferenz wurde mit folgender Frage gemessen: „Hausärztinnen und Hausärzte versorgen die ganze Bevölkerung, einzelne Personen genauso wie Familien. Wenn Sie entscheiden können – wie möchten Sie Ihre Hausarztpraxis auswählen?“ Antwortoptionen: (1) Ich möchte, dass viele oder alle Mitglieder meiner Familie in einer Hausarztpraxis versorgt werden; (2) Ich möchte, dass die Mitglieder meiner Familie in verschiedenen Hausarztpraxen versorgt werden; (3) Es ist mir egal, ob meine Familienmitglieder in einer Hausarztpraxis oder in verschiedenen Hausarztpraxen versorgt werden. Ein detaillierter Analyseplan der jetzigen Studie wurde vor der Auswertung veröffentlicht (https://osf.io/yq3xm/).

Veröffentlichungen:
2021. Vera Kalitzkus, Stefan Wilm, Daniel Kotz, Sabrina Kastaun: Präferenzen der Bevölkerung für die Versorgung von Familienmitgliedern in derselben Hausarztpraxis – Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung (Population preferences for the care of family members in the same primary care practice — results of a representative population survey). Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 844–5. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.036

2021. Kalitzkus V, Wilm S, Kotz D, Kastaun S. Präferenzen der Bevölkerung für die Versorgung von Familienmitgliedern in derselben Hausarztpraxis in Deutschland. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin; Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin; 18.09.2021; Lübeck. DOI: 10.3205/21degam132

Familienkonferenzen bei Frailty: Erhöhung der Patientensicherheit durch gemeinsame Priorisierung (cofrail)

Das geriatrische Frailty-Syndrom bezeichnet einen Zustand körperlicher Gebrechlichkeit, der mit verminderter Lebenserwartung und erhöhten Risiken für Verwirrtheitszustände, Stürze und Krankenhauseinweisungen verbunden ist. Die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Frailty ist komplex. Das Projekt COFRAIL zielt darauf, die hausärztliche Versorgung ambulanter Patientinnen und Patienten zu verbessern. In Familienkonferenzen sollen Hausärztinnen und Hausärzte gemeinsam mit den Patienten und ihren Angehörigen besprechen, welche Behandlungsziele mit welchen Mitteln verfolgt werden sollen. Es soll untersucht werden, wie sich die Familienkonferenzen auf die Versorgung auswirken und welche Unterschiede zur regulären Versorgung erkennbar sind.

Ausführliche Informationen finden Sie auf der Webseite des Projektes cofrail

 

Die Relevanz von Familienmedizin aus hausärztlicher Sicht (Großstadt)

Ausgehend von der Arbeitsdefinition „Familienmedizin in der Hausarztpraxis“ wurde in dieser Studie untersucht, für wie bedeutsam Hausärztinnen und Hausärzte in der Großstadt ausgewählte Aspekte der Arbeitsdefinition für ihr Handeln beurteilen. Hierzu wurde eine postalische Befragung praktizierender Hausärztinnen und Hausärzte im großstädtischen Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein durchgeführt. Eine Rücklaufquote von knapp 30% ergab 321 auswertbare Fragebögen. Die soziodemographischen Daten der Studiengruppe stimmen überwiegend mit dem Profil der Grundgesamtheit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein überein. Das Ergebnis der Befragung niedergelassener Hausärztinnen und Hausärzte aus dem großstädtischen Bereich in Nordrhein zur Praxisrelevanz umsetzungsorientierter Aspekte der Arbeitsdefinition „Familienmedizin in der Hausarztpraxis“ zeigt bei 10 von 12 Items eine hohe Übereinstimmung mit der von einem Expertengremium erarbeiteten Arbeitsdefinition „Familienmedizin in der Hausarztpraxis“. Dies zeigt eine hohe Praxisrelevanz der von Expertinnen und Experten erarbeitete Arbeitsdefinition zur Familienmedizin für im großstädtischen Bereich praktizierende Hausärztinnen und Hausärzten. Weitere Untersuchungen für den ländlichen Bereich sowie kulturell anders geprägte Bundesländer sind notwendig.

Publikationen
2020. Vera Kalitzkus, Annbirte Koch, Stefan Wilm: Sind familienmedizinische Aspekte für Hausärzte in der Großstadt relevant? Eine Fragebogenstudie. Zeitschrift für Allgemeinmedizin 2020; 96 (4): 153–158
2016. Annbirte Koch, Vera Kalitzkus, Stefan Wilm. Familienmedizin in der Hausarztpraxis aus Sicht von Hausärztinnen/Hausärzten und Familien. Hausärztliche Betreuung von Familien im „Quartier“ (Großstadt). Vortrag auf dem 50. DEGAM Kongress. Frankfurt a.M.: 29. September – 01.Oktober 2016. DOI: 10.3205/16degam284

 

Konzeption, Entwicklung und Praxistestung einer Checkliste „Familienproblematik“ für die Programmierte Diagnostik nach Braun/Mader

(Zur Projektbeschreibung)
Die Grundidee der seit Jahrzehnten bewährten Programmierten Diagnostik nach Braun/Mader ist es, eine Handreichung für ein systematisches Vorgehen für die häufigsten diagnostischen Problemfälle in der Hausarztpraxis zu bieten. Eine familiäre Problematik wird darin bisher nicht explizit in einer eigenen Checkliste behandelt. Eine Checkliste „Familienproblematik“ soll mit einem knapp gehaltenen Programm Hilfestellung zum systematischen Ausloten des familiären Hintergrundes und Kontextes von Patientinnen und Patienten in der Hausarztpraxis geben.

Publikation
Kalitzkus V, Reddemann O, Wilm S (2019): Checkliste Nr. 4.84 Familienproblematik – Bild familiär bedingter Beschwerden. In Mader FH, Brückner T (Hrsg.): Programmierte Diagnostik in der Allgemeinmedizin. 92 Checklisten nach Braun für Anamnese, Untersuchung und Dokumentation. 6.Auflage. Springer, S. 248-250.

 

Frühe Protagonisten der Familienmedizin in Deutschland

Familienmedizin ist integraler Teil der Allgemeinmedizin. Ihre Wurzeln reichen bis in die späten 1970er zu Frans A. Huygen. Er formulierte die These „Die Familie als Einheit ist der Patient“. Die gesellschaftlichen Um- und Aufbrüche der damaligen Zeit schlugen sich auch in der Allgemeinmedizin nieder. Neue Ansätze für die Praxis von Allgemeinmedizin wurden gesucht und erprobt, in denen familienmedizinische Aspekte eine wichtige Rolle spielten. Die Studie möchte die Erfahrung und das Wissen der damaligen Protagonisten erheben und dies hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Familienmedizin heute auswerten.
Methode: Qualitative Interviewstudie (Experteninterviews) mit frühen Protagonisten von hausärztlicher Familienmedizin in Deutschland, die die Familienmedizin über Veröffentlichungen, Forschungsprojekte oder Schwerpunkte in ihrer ärztlichen Praxis prägten.

Publikationen

V. Kalitzkus, Wilm S. (2017): Frühe Protagonisten der Familienmedizin in Deutschland – eine Interviewstudie. Zeitschrift für Allgemeinmedizin 2017; 93 (12): 502-507.

V. Kalitzkus, Wilm S. (2017): Zurück zu den Wurzeln – Frühe Protagonist/innen der Familienmedizin in Deutschland. In: 51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Allgemeinmedizin: Spezialisiert auf den ganzen Menschen, 21.09. – 23.09.2017, Düsseldorf. German Medical Science

 

„Familienmedizin in der Hausarztpraxis“ – Delphi-Befragung zur Erarbeitung einer Arbeitsdefinition

Hintergrund: „Die Familienmedizin ist Teil der Allgemeinmedizin und umfasst die gesundheitliche Betreuung der Familie in somatischer, psychischer und sozialer Hinsicht“, heißt es im grundlegenden Lehrbuch der Allgemeinmedizin (Kochen 2012: 564). Was dies jedoch genau bedeutet und wie es umzusetzen ist, darüber gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Die vorliegende Studie wurde initiiert, um eine Definition „Familienmedizin“ zu erarbeiten, die für Theoriebildung und Praxisforschung als Ausgangspunkt dient.

Fragestellung : Definition von Aufgabe, Inhalt und Umsetzung von „Familienmedizin in der Hausarztpraxis“

Methode: Qualitative Delphi-Befragung (Fragebogen) in drei Runden (t0, t1, t2) bei größtmöglicher Perspektivenvielfalt der teilnehmenden Expertinnen und Experten (Erfahrung mit Familienmedizin aus eigener ärztlicher Tätigkeit; akademische Auseinandersetzung; angrenzende Gesundheitsdisziplinen zur Eruierung der Bedeutung im Kontext des Gesundheitssystems).
• Durchführung (Stichprobe, Studienorte): n= 33, unterschiedliche Region
• Datenbasis: Antworten der Fragebogen aus drei Befragungsrunden.
Fragebogen 1: Erfassung der Dimensionen, die eine Definition von Familienmedizin in der Hausarztpraxis beinhalten sollte.
Fragebogen 2: Zusammenfassende Darlegung der Dimensionen aus der ersten Befragungsrunde und Beurteilung durch das Experten-Panel.
Fragebogen 3: Zusammenfassende Darlegung der zweiten Befragungsrunde zur Konsensfindung.
• Analyse: Qualitative Inhaltsanalyse

Ergebnisse: Die aus der Studie hervorgegangene Arbeitsdefinition „Familienmedizin in der Hausarztpraxis“ finden Sie hier:

PDF Arbeitsdefinition Familienmedizin ifam 2015

Den vollständigen Abschlussbericht mit Anhang finden Sie hier:

PDF Abschlussbericht Delphi-Befragung ifam 2015 PDF Abschlussbericht Delphi-Befragung – Anhang ifam 2015
Nutzen und Verwendungsmöglichkeit der Forschungsergebnisse: Die erarbeitete Definition soll als Grundlage zur systematischen Erschließung des Forschungsfeldes „Familienmedizin in der Hausarztpraxis“ dienen, auch um eine Vergleichbarkeit verschiedener Forschungsvorhaben zu gewährleisten. Diese Arbeitsdefinition kann durchaus – im Lichte neuer Forschungsergebnisse zu diesem Bereich – in einigen Jahren revidiert werden.
Projektleitung: Dr. disc.pol. Vera Kalitzkus
Kontakt: Dr. Vera Kalitzkus / vera.kalitzkus[at]med.uni-duesseldorf.de
Projektbeteiligte: S. Wilm; H. C. Vollmar, M. Pentzek, A. Mortsiefer, V. Leve
Projektlaufzeit: 02/2014 bis 03/2015
Projektfinanzierung / -förderung
Aus Haushaltsmitteln des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Düsseldorf

Publikationen

V. Kalitzkus, H.C. Vollmar (2016): Familienmedizin in der Hausarztpraxis. Eine Delphi-Studie zur Entwicklung einer gemeinsamen Arbeitsdefinition. Zeitschrift für Allgemeinmedizin 2016; 92 (5): 208-212.

V. Kalitzkus, H. C. Vollmar, M. Pentzek, A. Mortsiefer, V. Leve,
S. Wilm (2014): Familienmedizin in der Hausarztpraxis – Delphi-Befragung zu Definition und Inhalt eines Kernbereiches der Allgemeinmedizin. In: 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Allgemeinmedizin: Spezialisiert auf den ganzen Menschen, 18. – 20. September 2014 Hamburg: 66-67. German Medical Science